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Writer's pictureJeanne Jirges

#1 - Disneyland Paris

Updated: Jul 21, 2023

Ich wurde 1993 geboren und bin selbstverständlich mit den Disney-Klassikern aufgewachsen. König der Löwen war Jahre lang mein Lieblingsfilm, Aladdin war mein erster Crush und Bambi haben mein Papa und ich genau ein Mal gesehen, bevor er geschworen hat, sich etwas derartig Herzzerreißendes nie mehr anzusehen. Dann kam Cap und Capper...


Ich empfand alle Geschichten immer unglaublich inspirierend und einer meiner größten Träume (als Kind) war es, einmal nach Disneyland zu fahren. Der Traum ging allerdings nicht in Erfüllung, denn meine Eltern hatten nicht das nötige Geld um eine deartige Reise zu finanzieren.


Umso begeisterter war ich, als mein damaliger Partner 2019 vorschlug, nach Disneyland Paris zu reisen. Wir führten eine Fernbeziehung - er kam aus Portugal und ich kam aus Wien. (Es war eine sehr toxische Beziehung, weswegen einige in diesem Beitrag erwähnten Themen Essstörung u.ä. triggern können.) Wir trafen uns in Paris und starteten unseren letzten gemeinsam Urlaub. Das wussten wir damals allerdings noch nicht...



 

Tag 1

Mein Flug war aufgrund eines heftigen Gewitters fünf Mal nach hinten verschoben worden und anstatt um 19 Uhr landete ich gegen Mitternacht in Paris. Busse oder Züge fuhren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, weswegen wir uns ein Taxi zum Hotel "gönnten" und knackige 100€ liegen ließen.


Nach der einstündigen Fahrt im Hotel angekommen, machten wir uns gleich auf die Suche nach dem seltsamen Geruch, der das Zimmer durchflutete. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir zum Ergebnis: der Boden roch nach Füßen. Es war inzwischen 2 Uhr Morgens. Früher hätte ich an diesem Punkt wahrscheinlich geweint. Dieses Mal musste ich lachen. Die Gesamtsituation war zu absurd. Es sollte jedoch noch besser werden...


Der erste Tag in Disneyland Paris war ein Traum. Wir waren früh genug im Park gewesen, um nicht Ewigkeiten anstehen zu müssen und obwohl die Warteschlangen immer länger wurden, freute ich mich über das traumhafte Wetter und die Tatsache, dass ich endlich in Disneyland Paris war. Ein Kindheitstraum erfüllte sich. Und dann begannen die Diskussionen:


Mein damaliger Partner war Gesundheit unglaublich wichtig, genauso wie Sparsamkeit. Zwei Dinge, die in Disneyland Paris eher weiter unten auf der Prioritätenliste landen. So kam es, dass ich einige der dort angebotenen Süßspeisen ausprobieren wollte. Jedoch war das nicht ohne Rechtfertigung möglich. "Waffeln gab es zuhause auch, was müsse ich die hier essen?", "Ich wisse, wie Eis schmeckt. Es gibt keinen Grund eines hier zu essen.", "Ich solle lieber eine richtige Mahlzeit essen, dann wäre ich länger satt und müsse die ungesunden Sachen nicht angreifen."Das brachte mich eher wenig aus der Ruhe, da Urlaub für mich bedeutet, auch einfach mal genießen zu dürfen. Und damals war ich sehr sportlich unterwegs gewesen.


Beim Mittagessen ging es dann um das finanzielle Thema. Mein damaliger Partner sah nicht ein, derartig hohe Summen für Essen in diesem Park auszugeben, wenn die Tickets bereits nicht billig gewesen waren. Ich gebe zu, natürlich hatte er recht - die Preise waren heftig. Jedoch ging es soweit, dass er vorschlug, die übrig gelassenen Pommes anderer Parkbesucher zu stibitzen. "Auf diese Weise würden wir Geld sparen und ich bekäme die ungesunden Mahlzeiten, die ich anscheinend unbedingt haben wollte." Ich lachte, denn das konnte nur ein Scherz sein. Das war es nicht...


Ich bezahlte den absurd hohen Preis für mein Mittagessen und wollte an diesem Punkt eigentlich nur noch alleine im Park sitzen. Die ganze Erfahrung war nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Warteschlangen und Schweigen.


Tag 2

Der zweite Tag startete, wie der erste aufgehört hatte: Mit einer Diskussion über das Essen. Warum musste ich frühstücken - ich würde im Park sowieso wieder ungesund essen. An diesem Punkt diskutierte ich nicht einmal mehr, sondern begab mich in den Speisesaal zu meinem Kaffee. Dieser diskutierte wenigstens nicht mit mir. Ich verbrachte dort eine ganze Stunde, bevor ich mich dazu bewegen konnte, dem Tag ins Gesicht zu sehen.


Heute wollten wir den zweiten Teil des Parks erkunden. Auf meinem Plan standen definitiv einige Fotos mit Disney-Charakteren, wie Aladdin und Tinkerbell. Gleich vorweg - ich habe bis heute kein Foto, denn es war meinem damaligen Partner zu peinlich eine Freundin zu haben, die stolz auf Fotos mit verkleideten Erwachsenen war. Und ich hatte damals noch nicht gelernt, für mich einzustehen. Als wir zufällig an Merida vorbei kamen, ergriff ich jedoch die Initiative.



Jeanne mit Merida in Disneyland Paris

Nachdem ich nun mein Foto mit einem der Disney-Charaktere ergattern konnte, war der Urlaub gerettet, richtig? Falsch. Denn nun schlug mein damaliger Partner vor, den zweiten Park, welchen wir uns für den 3. Tag aufgehoben hatten, auszulassen und die Tickets zu verkaufen. Auf diese Weise hätten wir alles gesehen und auch noch Geld gespart. Natürlich verneinte ich. Inzwischen war ich jedoch soweit, dass ein Urlaub alleine in Disneyland Paris besser klang, als ein weiterer Tag mit ihm. Ich schlug ihm vor, dass er sein Ticket verkaufe und den Tag in Paris verbrachte. Am Abend würden wir uns treffen und einander von unserem Tag erzählen. Er verneinte.


Tag 2 neigte sich dem Ende zu und ich hatte weder ein Foto mit Tinkerbell noch Aladdin ergattert. Ich hatte mir diesen Urlaub allgemein anders vorgestellt. Jedes Mal, wenn ich an Disneyland gedacht hatte, war ich davon überzeugt gewesen, eine tolle Zeit mit interessanten Gesprächen, lustigen Fotos, genialem Essen und unvergesslichen Erinnerungen zu erleben. Gefühlt hatte ich bisher nichts davon gehabt.


Du kannst dir vorstellen, wie enttäuscht ich an diesem Punk war, als ich feststellen musste, dass dieser Urlaub nicht das war, was ich mir immer erhofft hatte.


Tag 3

Tag 3 war angebrochen und er bestand aus Schweigen. Wie zuvor frühstückte ich alleine, jedoch auch im Park wechselten wir kaum ein Wort miteinander. Wir verbrachten Stunden in Warteschlangen, bis ich mich schließlich dazu entschied keine Rücksicht mehr zu nehmen, ob sich mein damaliger Partner langweilte oder nicht. Ich ging shoppen und packte meine Taschen mit Geschenken für Freunde und Familie – und natürlich mich. Es vergingen gute 3 Stunden, bis wir einander wieder in die Augen sahen. Zurück im Hotel sprach er aus, was lange überfällig gewesen war: Es funktionierte nicht mit uns.


Du siehst, ich hatte meinen Traum erfüllt, nach Disneyland Paris zu gehen, nur um dort verlassen zu werden.


 

Der Rückflug

Damals fand ich die Trennung natürlich nicht besonders cool. Heute ist daraus eine meiner liebsten Reisegeschichten entstanden, die ich dir an diesem Punkt nicht vorenthalten möchte. Ich bitte dich, dir die folgende Story bildlich vorzustellen. (Es darf gelacht werden!)


Flug Paris - Wien. 25, blond und Single. Während ich am Flughafen saß und darauf wartete, dass das Boarding begann, schrieb ich mit einer Freundin. Sie versuchte, mich aufzuheitern und meinte, dass ich vielleicht ein Upgrade bekäme, wenn ich im Flugzeug beginnen würde, zu weinen. Ich schrieb zurück „haha“, fand es jedoch gar nicht lustig. Was interessierte mich ein Upgrade? Ich hatte meinen Kindheitstraum erfüllt und war nach Disneyland gereist, nur um dort verlassen zu werden. Haha. Als ich so darüber nachdachte, wie es zu meiner derzeitigen Situation hatte kommen können, bekam ich plötzlich eine Nachricht von meinem Expartner. Er war am anderen Ende des Flughafens, da er auf seinen Rückflug nach Portugal wartete und hatte sich in den VIP-Bereich geschmuggelt. Nun schickte er mir Fotos von den ganzen kostenlosen Mahlzeiten, die er für sich ergattert hatte.


Ich bereute das Angebot, mit ihm in Kontakt zu bleiben, bereits jetzt. Ich war wütend. Wieso hatte er so viel Glück? Wieso ging es ihm so gut? Es zerriss mich beinahe innerlich, doch dann begann endlich das Boarding. Natürlich wählte ich die Austrian Airlines – mit einer Flugangst wie meiner fliegt man keine Billigfluglinien. Auch ein Thema, über das J. und ich immer diskutiert hatten. Ich saß im Flieger, während die Maschine langsam loszurollen begann und schließlich elegant abhob. Und genau in dem Moment, gab es für meine Tränen kein Halten mehr. Ich vergrub mein Gesicht in meinen angewinkelten Knien und weinte, bis ich völlig leer war. Nach einer gefühlten Ewigkeit blickte ich auf. Alles war verschwommen, mein Nacken tat weh, mein Kopf tat weh, meine Augen taten weh. Interessanterweise erinnerte ich mich an den Spruch, den meine Mama immer zu mir gesagt hatte, als ich ein Kind war: „Wenn du mehr weinst, musst du weniger aufs Klo.“ Was für ein dummer Spruch. Haha.


Und wie ich so über alles nachdachte, merkte ich, dass ich die ganze Zeit eine Dame angestarrt hatte. Rote Jacke, roter Lippenstift… gewagt, aber es stand ihr. Aber warum saß sie verkehrt herum? Oh Gott, in meiner Tagträumerei hatte ich die ganze Zeit eine der Flugbegleiterinnen, die beim Notausgang saß, angestarrt. Und natürlich starrte sie zurück. In dem Moment hörte ich das Signal. Wir hatten Flughöhe erreicht und durften uns offiziell abschnallen.


Wie in einem Film sprang die Dame in Rot von ihrem Sessel, der Gurt flog zur Seite und - so schnell konnte ich gar nicht schauen - da hockte sie auch schon neben mir. Eine Hand auf mein Knie gelegt fragte sie vorsichtig: „Sprechen Sie Deutsch?“ Ich antworte komplett verheult und mit brüchiger Stimme: „Ja, ich spreche Deutsch…“ – „Was ist es?“, fragte sie energisch. „Flugangst? Übelkeit? Was kann ich für Sie tun?“ Ich versuchte zu lächeln und antwortete: „Danke, Sie können nichts tun. Es ist wirklich kein Drama, mein Freund und ich haben uns gerade getrennt.“ Mitleidig sah mich die Dame an, bevor sie aufsprang und sagte: „Das tut mir furchtbar leid! Ich bringe Ihnen ein Glas Wasser!“ Und weg war sie.


Ich hoffte nur, leise genug gesprochen zu haben, damit meine Sitznachbarn mich nicht hören konnten. Es ging nun wirklich niemanden etwas an, dass ich verlassen und verheult in diesem Flugzeug saß. Nachdem die Flugbegleiterin nach einiger Zeit immer noch nicht zurückgekommen war, beruhigte ich mich innerlich etwas. Sie schien wohl anderen Aufgaben nachgekommen zu sein, die mich glücklicherweise nicht involvierten. Das Wasser würde ich mir einfach bestellen, wenn sie mit den Getränken durch den Gang gingen. Wann war es eigentlich soweit? Ich versuchte einen Blick Richtung Gang zu erhaschen und sah plötzlich eine andere Flugbegleiterin energisch auf mich zumarschieren. Sie war älter als die Dame zuvor und trug eine Schürze – Köchin? Ihre Haare waren streng zusammengebunden.


"Oh Gott im Himmel, lass sie nicht zu mir kommen.“ – „Sprechen Sie Deutsch?“, fragte mich eine entschlossene Stimme. Scheiße… „Ja, ich spreche Deutsch.“, krächzte ich. Verdammt, ich hatte gehofft inzwischen wieder gefestigter zu klingen. Sie sah mich eine Zeit lang an, bevor sie schließlich fortfuhr: „Ich weiß, das werden Sie mir jetzt nicht glauben, aber es gibt noch viele Männer da draußen – ich hole Ihnen etwas zu trinken!“ Wieder verging Zeit. Plötzlich fühlte ich mich beobachtet. Wieso starrte mich dieser Flugbegleiter so an? Wusste er auch schon Bescheid? Ich betete, dass nicht auch noch eine Durchsage des Piloten käme – bald würde der ganze Flieger wissen, dass ich mich von meinem Freund getrennt hatte. Schnellen Schrittes kam er auf mich zu und beugte sich elegant zu mir hinunter. Er sah mich an, doch bevor er etwas sagen konnte, platzte es verheult aus mir heraus: „Ja, ich spreche Deutsch!“ Krächzend wie eh und je… Bravo Jeanne, alle guten Dinge waren drei.


Er lachte und antwortete: „Ich habe gehört, was passiert ist und es tut mir schrecklich leid. Wir haben uns etwas für Sie überlegt, um Sie aufzuheitern. Darf ich Sie einladen, in der First Class Platz zu nehmen?“ Ich starrte ihn an. Meinte er das ernst? Was würden die anderen Passagiere denken? Konnte die Crew das einfach so entscheiden? Oh Gott, wie lieb! Oh Gott, wie peinlich!


Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, also sagte ich: „Wenn das für Sie in Ordnung ist, dann… ja?“ – „Wunderbar, darf ich Ihre Tasche nehmen? Bitte gehen Sie einfach vor, ich komme gleich mit ihrem Handgepäck nach.“ Brav folgte ich seinen Worten und trat schluchzend meinen Weg in die First Class an, wo bereits Flugbegleiterin Nummer 2 mit einer kleinen Sektflasche auf mich wartete. Sie lächelte mich an, verschwand hinter einem Vorhang, um sofort wieder aufzutauchen. Wissend zwinkerte sie mir zu als sie eine zweite Flasche auf meinem Tisch platzierte: „Und die ist zum Einschlafen!“ Sympathisch! Die Lady wusste, was ein gebrochenes Herz brauchte.



Jeanne in Business Class
Business Class 2019; Paris - Wien


 

Warum erzähle ich dir diese Geschichte?

Einerseits, weil Disneyland Paris auf meiner 30 before 30 bucketlist stand und andererseits, um dir zu zeigen, dass auch der schlimmste Urlaub irgendwann nur eine Erinnerung ist. Heute lache ich über diese Geschichte, auch, wenn es mir damals echt schlimm vorkam. Zurückblickend sehe ich viele Dinge, die ich hätte anders machen können, um diesen Urlaub wirklich zu genießen. Es kommt alles auf unser Mindset an. Und meine drei größten Learnings von diesem Urlaub möchte ich dir hier und heute mitgeben:


Meine Learnings:


Zu hohe Erwartungen zerstören die Realität

Hast du zu hohe Erwartungen, kann das Ergebnis nur negativ ausfallen. Es ist unrealistisch die utopisch perfekten Vorstellungen zu erfüllen, die du dir ausmalst.


Im Hier und Jetzt zu bleiben und Dinge auf sich zukommen zu lassen, ist einer der Schlüssel zum Glücklichsein. Das ist nicht immer leicht, aber du kannst dich, zum Beispiel, immer wieder bewusst daran erinnern, im Hier und Jetzt zu bleiben. Was spürst du? Was riechst du? Übe das und es wird ganz natürlich für dich.

Nur weil es anders kommt, ist es nicht automatisch schlecht

Gib Chancen eine Chance



Ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Blogbeitrag etwas Wertvolles mitgeben. Auch, wenn es vielleicht nur ein Schmunzeln war. :)


Alles Liebe

Jeanne

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